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Seit meiner Auswanderung in die Türkei
habe ich ganz viele Menschen kennengelernt, ich habe sie kommen
sehen, voller Enthusiasmus und Zukunftstraeumen, ich habe auch viele wieder
gehen sehen, enttaeuscht, traurig, weil sie gar nicht aus der Türkei
weg wollten, aber persönliche Umstaende sie gezwungen hatten, wieder
zurückzugehen.
Manchmal, wenn man sich so umhört,
gerade in der heutigen Zeit, in der die Türkei von vielen Deutschen
gemieden wird, weil die deutschen Medien eine Türkei suggerieren,
die diktatorisch sei, die den Menschen keine Freiheit laesst oder sie
gar unterdrückt oder einsperrt oder ermordet werden, habe ich bemerkt, dass
ein Teil der Rückwanderer , die einst so glücklich waren , hier zu
sein, einen erheblichen und auch garstigen Beitrag dazu leisten, dass vieles geglaubt
wird, was in den Zeitungen steht. Denn wenn doch jemand von dort
zurückgekehrt ist und nur noch schimpft, dann ist das die
vermeintliche Wahrheit, die man in den deutschen Medien liest oder
sieht........Zeugen, denen man unbedingt glauben muss, denn sie waren ja augenscheinlich vor Ort und bestaetigen dann sehr oft und mit voller Inbrunst und totalen Übertreibungen, was sie früher , als ihre
Welt in der Türkei noch in Ordnung war, niemals behauptet haetten.
Der Zorn, den diese deutschen
Rückkehrer in sich haben, für die eigene persönliche Situation, in
die sie sich hineinmanövriert
haben oder in die sie von anderen bösartigen Menschen gebracht wurden, braucht dann unbedingt einen Schuldigen, der Schuldige ist in
dem Falle immer das Land in dem man gelebt hat und nicht etwa die
Menschen, die dazu beigetragen haben, dass man Schiffbruch erlitten
hat .
Die Gründe sind so vielfaeltig und
einfach persönliche Erlebnisse, die man auch in jedem anderen Land
oder im Heimatland Deutschland erleben könnte, z.B Beziehung zu
einem Mann ging in die Brüche , finanzielle Probleme die
selbstverschuldet waren, eine Firmenpleite, Arbeitsplatzverlust, und
aehnliche Dinge. Doch das wird meistens gar nicht erwaehnt oder nur
kurz eingeflochten. Das Hauptthema ist dann die Türkei. Und wenn
Deutschland vorher noch so schlecht war, als man ging und wenn man
auch noch so oft betonte, dass man nie mehr zurück möchte – nach
einem persönlichen Schicksalsschlag, der zur Rückkehr zwingt, sieht
die Welt auf einmal wieder ganz anders aus.
Bei türkischstaemmigen Auswanderern, die wieder nach Deutschland gehen, beobachtete ich immer den gleichen Grund, sie waren deutscher als wir
Deutschen hier und hatten sehr oft immense Anpassungsprobleme an die
Gepflogenheiten im Land ihrer Eltern. Das ist unglaublich, aber es
ist wirklich so, dass viele dieser Lebensstil, der nichts mit dem in
Deutschland zu tun hat, zu schaffen macht. Es ticken die Uhren in
Deutschland pünktlich, es herrschte Disziplin, die Behörden hatten
ein anderes System, man arbeitet hier mehr als in Deutschland für
umgerechnet natürlich weniger. Doch dafür lebt man auch , ausser in
den grossen Metropolen wie Istanbul, Ankara oder Izmir wesentlich günstiger. Es gibt nichts , was man mit dem straff reglementierten
deutschen System und dem Leben dort vergleichen kann. Alles laeuft
gemütlicher, Termine verschieben sich um Stunden und keiner
beschwert sich, Man wittert noch viel mehr als der Deutsche selbst ,
überall Gefahren, betrogen zu werden, vor Vertragsabschlüssen
werden saemtliche Szenarien durchgespielt, die passieren könnten und
meistens diese Menschen werden dann erstrecht und nur von ihrer Angst
in die falsche Richtung geleitet. Viele kommen damit nicht klar und
gehen völlig genervt wieder nach Deutschland, um festzustellen, wie
schlimm das Land hier doch regiert wird.. Es ist völlig irre, denn
die meisten, die ich danach gehört habe, erzaehlen nicht, dass sie
einfach zu deutsch für die Türkei sind, obwohl sie als Türken es
eigentlich leichter haben müssten ....
Ich habe mich aber nie fragen müssen,
warum viele Rückkehrer so reagieren. Das ist einfach menschlich,
dass man sich ein persönliches Scheitern nicht eingestehen will. Es
ist wie bei einer Freundin von mir, die in Deutschland mit einem
Türken eine Beziehung hatte, lange Jahre. Sie fand türkische Musik
schön, sie lernte orientalischen Tanz, sie fühlte sich zu allem,
was türkisch war, hingezogen. Dann kam das Beziehungsaus und auf
einmal war alles, was türkisch war , schlecht. Sogar die Menschen
und sie trugen angeblich einen unangenehmen Geruch an sich. Ich habe
ihr damals erklaert, dass sie sich das alles nur einbildet. Dass das
vorbei geht, wenn sie das Ende ihrer Beziehung verarbeitet hat. Es
hat zwei Jahre gedauert, dann lief wieder die Musik, sie flog in die
Türkei in den Urlaub und es war alles wieder in Ordnung. Genauso
verhaelt es sich mit den Rückkehrern. Sie sind dem Land beleidigt,
nicht sich selbst, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie es sich
ertraeumt haben. Genau die selben ''Anwandlungen'' wie meine Freundin hatte, die ja nur in Deutschland lebte.
Leider gibt es auch ''Langzeithasser''
, die sich von ihrer Enttaeuschung, den Traum versemmelt zu haben,
nie mehr erholen.
Bei manchen, die noch vor der jetzigen
Regierung wieder zurückgekehrt sind und die nur noch von Freunden
oder Verwandten reden, die ihnen diese schrecklichen Informationen
aus der Türkei vermitteln, denkt man, die Türkei war in den 90er
Jahren ein Vorzeigestaat und ist nun ein Abklatsch von Nordkorea.
Tatsachen werden verdreht und verschwiegen, damals war das alles
besser , heute möchte man keinen Fuss mehr in die Türkei setzen...
Manche reagieren regelrecht hysterisch
, wenn sie dann über die Türkei berichten und versuchen, mit allen
Mitteln, zu beschreiben, wie froh sie sind, nicht mehr in der Türkei
leben zu müssen und bedienen sich dann auf einmal wieder der
deutschen Presse, die sie vorher fürchterlich verlogen fanden,
schauen genau wieder die Sender im Fernsehen, die, wie sie früher
sagten, gesteuert werden. Aber wenn man dann mit Menschen spricht,
die sie persönlich kennen und die Situation in der die Rückkehrer
gewesen sind, hört, dann weiss man genau , dass es wieder jemanden
erwischt hat. Es ist wie eine Krankheit, ein Virus, der ansteckend
ist bei vielen Rückkehrern.
Was es genau ist, kann man nur erahnen,
Wut auf sich selbst oder bestimmte Menschen, die dafür gesorgt
haben, dass man die Flucht rückwaerts ergreift, Enttaeuschung über
das eigene Versagen, die unglücklichen Umstaende, mehr ist es nie
und leider auch sehr oft die Eifersucht auf diejenigen, die noch
immer dort leben, wo sie gerne bis ans Lebensende selbst bleiben
wollten.