Türkische Makler, Freund oder Feind?

08.06.2017



Ich möchte jetzt einmal ein Thema anschneiden, das seit Jahren immer wieder behandelt wird wie der Ebola Virus – sind türkische Makler wirklich so gefaehrlich?

Man hört ja immer wieder gruselige Geschichten von dieser betrügerischen Zunft, vornehmlich von Auslaendern, die sich in der Türkei niederlassen wollen. 

Sind die türkischen Makler wirklich so schlecht wie man hört? Vor allem in Facebook liest man ab und an schon einmal sehr bedenkliche Dinge.

Seit 14 Jahren ist in der Provinz Muğla , in der ich lebe, ein einziger Makler , der wirklich Makler war, aufgefallen und stand in der Zeitung. Ein Türke , der jedoch in England geboren ist und in die Türkei ausgewandert war. Ansonsten gab es in den ganzen Jahren keine Anzeigen. Und glauben Sie mir, ein Europaer wird IMMER Anzeige erstatten, das liegt in seinen Genen. Das heisst, es gab wirklich nur diesen einen Vorfall. 

Woran liegt es dann, dass man immer wieder solche Geschichten hört?

Es ist einfach so – wo Makler drauf steht, ist nicht immer ein Makler drin !

Jetzt muss man erst einmal wissen, was ist ein wirklicher Makler in der Türkei. Denn das wissen nur die Einheimischen hier, neue Auswanderer wissen das natürlich nicht. 

Im Jahre 2005 wurde das Gesetz für Immobilienhaendler verschaerft. Man musste ab sofort 120 Unterrichtsstunden absolvieren, darunter auch Rechtswesen. Nach diesem Unterricht war Prüfungstag und jeder, der die schriftliche Prüfung bestanden hatte, der bekam ein Maklerzertifikat vom Staat. Dieses enthaelt auch die persönliche Nummer, die registriert ist und sagt, dass man den Unterricht und die Prüfung abgelegt hat.

DAS ist die erste Voraussetzung, damit man ein Gewerbe anmelden kann, es heisst jedoch nicht, dass man nur mit diesem Zertifikat schon aktiv arbeiten und verkaufen kann.
Das ist nur Stufe 1 von 3

Stufe 2 , um verkaufen zu dürfen ist die Steuerlizenz vom Finanzamt , die ein Makler haben muss, weil er seine Steuern an den Staat abführen muss.

Letzte und 3. Voraussetzung , um Makler zu sein, ist die Ladenlizenz, diese wird nach Begutachtung der Geschaeftsraeume durch den türkischen Maklervorstand am Ort , ausgestellt, wenn die beiden anderen Voraussetzungen und die Gegebenheiten des Büros in Ordnung sind.

Erfüllt der Makler die drei Punkte, darf er anfangen zu arbeiten. Und er kann wiederum Makler, die ein Zertifikat besitzen, aber sich nicht selbstaendig machen wollen, versichert als Angestellte beschaeftigen. Jedoch lt. Gesetz nur diejenigen, die dieses Zertifikat nachweisen können. Fachleute also.

Ausserdem darf (wie es bis 2005 noch der Fall war) kein Maklerbüro in ein schon vorhandenes Ladengeschaeft integriert werden. Dann bekommt man keine Ladenlizenz.  Z.B. wenn jemand einen Taschenladen hat und in einer Ecke am Schreibtisch dieses Ladens noch Immobilien anbietet, ist das nicht mehr erlaubt. Es muss ein abgetrenntes Büro sein, das nichts mit diesen anderen Waren zu tun hat.

Wenn ein Makler nicht korrekt arbeitet werden diese Lizenzen entzogen.

Es laufen eine Menge Leute in der Türkei herum, die zwar eine Maklerlizenz besitzen, weil sie irgendwann einmal diese Prüfung abgelegt hatten , aber die weder eine Steuerlizenz, noch eine Ladenlizenz haben und auch nicht bei einem selbstaendigen Makler versichert beschaeftigt sind und sich nebenbei mit dieser Lizenz schwarzes Geld verdienen. Was ganz klar, verboten ist.
Und es dürfte jetzt auch jedem Leser klar sein, dass ein Geschaeft mit einem nicht angemeldeten Makler dahingehend ein Risiko ist, als dass sie nach dem Kauf oder Miete keine Regressansprüche haben, wenn etwas nicht in Ordnung sein sollte.

Die zweite Gruppe der selbsternannten Makler kommen meistens aus Berufen , die mit Touristen bzw. Auslaendern viel zu tun haben, aber nicht aus der Branche selbst sind.  Sie geiern meistens auf Leute, die selbst auf dem Trichter sind, dass Makler nur unnötiges Geld kosten. Meistens ist es schon zu spaet, wenn sie merken, dass das Objekt , das sie von jemandem gekauft haben, völlig überteuert war und bei einem lizensierten Makler das Angebot noch billiger in der Webseite steht ( in der Regel benachrichtigen Verkaeufer die Makler danach nicht, dass das Objekt verkauft ist) . Dann ist das Geheule gross und man wurde angeblich von einem Makler betrogen, der in Wirklichkeit keiner war, aber das erzaehlen die wenigsten, weil sie sich dann selbst blamieren. 

Das heisst, man erkennt den Makler an seinen drei Lizenzen oder an seinem Arbeitgeber, der diese drei Lizenzen hat plus seiner eigenen Maklerlizenz. .

Solange ich denken kann, habe ich immer die Geschichten von den bösen Maklern hören müssen.

Wenn ich aber nachgefragt habe, wo diese Leute gekauft oder gemietet haben, dann immer über jemanden , der irgendwo im Hotel arbeitet oder sonstige Kontakte zu Auslaendern hatte und dann über einen Verwandten oder Bekannten, der angeblich Makler ist. Bohrte ich weiter nach, kam sehr schnell heraus, dass ein Kauf von Privat und nicht über den Makler gemacht wurde. Bewusst gemacht, um sich die Provision von 3 % zu sparen und hatte hinterher ohne die Provision mehr bezahlt , als wenn man zu einem offiziellen Makler gegangen waere.

Wozu bezahlt man Provision an den lizensierten, offiziellen Makler? Zeigt er nur die Immobilie und dafür soll er dann so viel Geld bekommen? Denn das denken bestimmt 70 % der Immobiliensuchenden. Zumindest kommt ihm dann so vor, dass diese Provision eingespart werden kann, das kann man auch mit Hilfe eines deutschsprechenden ''Freundes'' oder auch allein, wenn man türkisch kann. Das ist die landlaeufige Meinung. Nur ist sehr oft spaeter das Geheule gross. 

Der türkische Maklerservice ist im Gegensatz zu vielen deutschen Maklern bis zur Zusage des Kaufes kostenfrei. Diese Kosten, die der Makler tragen muss, auch wenn der Kunde sagt, gefaellt ihm nicht, sind hoch. Er darf nur mit einem offiziellen Büro arbeiten. Das kostet Geld.  Er hat die Immobilie ja nicht in der Aktentasche , die sie suchen, sondern er geht, wenn er es nicht zufaellig im Archiv hat,  auf die Suche nach geeigneten Objekten und selbst wenn der Kunde das Objekt bei ihm schon findet, hatte er diese Kosten schon vorher dafür. 

Er verbraucht dafür Arbeitszeit, Geld für Telefon, Benzin für Vorabbesichtigungen, Fotos, Detailanfragen beim Eigentümer, er geht zur Behörde, um sich zu vergewissern, dass die Papiere in Ordnung sind und das macht er mehrmals für den Kunden, bis er die richtige Auswahl hat. Er erstellt fachmaennisches Vertragswerk , er arbeitet in der Zeit, bis der Kunde sich entscheidet, mehr, als sich der Interessent vorstellen kann. Findet der Kunde nichts, bleibt der Makler auf all diesen Kosten sitzen. 

Sagt der Kunde jedoch zu und danach wieder ab, muss er die Provision trotzdem bezahlen. In der Türkei gilt hier nicht das Erfolgsprinzip, sondern das Prinzip des entgangenen Einkommens durch nachtraegliche Absage. Jedoch nur beim offiziellen Makler, nicht bei irgendeiner Person, die ''behilflich'' war. 

Sagt der Kunde zu, organisiert er die militaerische Überprüfung für den Auslaender, er macht die Vorvertraege , bestellt einen Übersetzer , regelt den Grundbuchtermin , sucht die Zeugen für die Überschreibung usw. und diesen Zeitaufwand eines Profis bekommt er mit der Provision vom Kaeufer bezahlt. Er ist Dienstleister und schaut, dass der Kauf rechtlich und fachlich reibungslos verlaeuft.

Diese Vorarbeit sieht der Interessent nicht , denn wenn er kommt, laeuft er mit dem Makler ''nur'' durch die Objekte und das ist (nach der landlaeufigen Meinung)  leicht verdientes Geld. Meistens hilft er seinen auslaendischen Kunden auch noch, ein Bankkonto zu eröffnen , die Steuernummer zu beantragen, die Aufenthaltsgenehmigung... alles seine Zeit, die er nicht einmal aufwenden müsste, weil es nicht seine Aufgabe ist.

Im Gegensatz dazu hat er bei den Einheimischen einige Behördenschritte weniger zu leisten mit dem selben Ergebnis, er muss für seinen Dienst bezahlt werden und der Türke bezahlt für weniger Leistung genausoviel wie der Auslaender, der wesentlich mehr Aufwand für den Makler bedeutet.


Es ist leicht nachvollziehbar, wenn man die Hintergründe kennt und, sollte  darüber nachdenken, wieso irgendjemand, den sie in der Türkei kennengelernt haben, für jemanden diesen ganzen Aufwand betreigt und diese ganzen Schritte für den Interessenten freundschaftlich ''kostenlos'' erledigt, keine Provision bekommt und dazu noch strahlt, weil er geholfen hat, so ganz ohne Makler....was gibt es noch für gute Menschen ...... kommt man da nicht langsam ins Grübeln?.....Ich gehe ja auch nicht mit Zahnschmerzen zu einem Baecker.....